Ortschaft in Ostfriesland, seit 1237
DIE JAGD
Die Grundstückseigentümer in Eggelingen mit bejagdbaren Grundstücksflächen sind zu einer Jagdgenossenschaft
zusammengeschlossen. Die Jagdgenossenschaft ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie wird vertreten
durch den Jagdvorstand, dem hier Hans Galts als Vorsitzender und Otto Jürgens und Otto Otten als Beisitzer
angehören.
Der hiesige Jagdbezirk umfaßt die gesamte Fläche der früheren politischen Gemeinde Eggelingen. Die
Jagdgenossenschaft hat ihr Jagdrecht an zur Zeit fünf Jagdpächter verpachtet, die als Jäger die Jagd ausüben.
Wie in allen ländlichen Gebieten hat auch in Eggelingen die Jagd eine lange Tradition. Wenn in den zwanziger und
dreißiger Jahren die Eggelinger Jäger ihre auswärtigen Jagdfreunde zur großen Treibjagd einluden, dann war das ein
gesellschaftliches Ereignis, an dem nur Männer teilhatten.
Die Treibjagd fand zumeist in den ersten Januartagen statt. Die Weihnachtsferien waren noch nicht zuende. Die
Dorfjugend schaute, allerdings aus sicherer Entfernung, zu.
Der Kessel, in dem morgens das erste Treiben einsetzte, wurde begrenzt von der Sietwendung, dem Schluisweg und
der Landstraße vom Dorf über Kleinwarfen bis zur Grenze des Jeverlandes. Die Jäger saßen am Schluisweg und an
der Landstraße, während die Treiber sich von der Sietwendung und von Schluis her in Bewegung setzten. Ihr lautes
"Haas Haas" und der Lärm ihrer Hasenklappern war bis ins Dorf zu hören. Bald fielen die ersten Schüsse und je
enger der Kessel wurde, in desto kürzeren Abständen knallte es. Für Meister Lampe gab es an diesem Tag keine
Gnade. So mancher Hase überschlug sich und blieb, vom Schrot getroffen, liegen. Wo noch einer zappelte, machte
ein Jagdhund ihm den Garaus, oder er erhielt von einem Treiber den Gnadenschlag ins Genick.
Die Schuljungen standen mit Handwagen bereit, die Beute einzusammeln und zum Dorf zu transportieren. Aber sie
freuten sich auch, und ihre Schadenfreude war groß, wenn ein Jäger vorbeischoß und dem einen oder anderen Hasen
der Durchbruch glückte.
Gegen Abend, wenn die übrigen Treiben vorbei waren, wurden zunächst die Treiber entlohnt. Es waren durchweg
Landarbeiter oder landwirtschaftliche Gehilfen, dies, um diese Jahreszeit schon einmal auf den Höfen entbehrlich
waren.
Dann bekamen die Jungens für ihre Mithilfe ihren Lohn. Manchmal wurde noch um einen Groschen gefeilscht, aber
50 Pfennig sprangen für jeden durchweg dabei heraus. Freudig zogen sie mit ihrem selbstverdienten Geld nach Haus.
Aber die Mütter waren weniger erfreut, denn sie mußten die Kleidung ihrer Sprößlinge von Hasenblut und -haaren
reinigen.
Nun waren die Jäger unter sich, und das Schüsseltreiben bei Erbsensuppe in Ottens Gastwirtschaft begann.
Jagderlebnisse wurden ausgetauscht, und der Jagdkönig wurde ermittelt. Dieses Treiben zog sich oft bis tief in die
Nacht hin.
Treibjagden diesen Umfangs werden hier heute nicht mehr abgehalten. Es stehen ja auch keine Treiber in der Zahl wie
früher zur Verfügung. Dafür gibt es mehrere kleinere Treibjagden.
Nach wie vor sind es in der Hauptsache Hasen, die erlegt werden. Das Rebhuhn ist seltener geworden. Den Fasan
trifft man dagegen jetzt öfter als früher. Auch Füchse kommen wie früher gelegentlich vor.
Rehwild sieht man im hiesigen Jagdbezirk seit vielleicht 15 Jahren. Der derzeitige Bestand mag ca. 17 bis 18 Stück
betragen.
Seit vier Jahren gibt es hier eine Jagdhornbläser-Gruppe, die mit ihren Jagdleitsignalen die Jagd "an" oder "abbläst".
Solange nicht angeblasen ist, darf kein Gewehr geladen sein. Wenn ein Treiben abgeblasen ist, darf kein Schütze
mehr in den Kessel schießen. Nach dem Signal "Hahn in Ruh" darf nicht mehr geschossen werden. Die Jagdsignale
sind also nicht, wie ein Laie annehmen könnte, bloße Spielerei, sondern sie dienen der Sicherheit und Ordnung bei
der Jagd.
Einen angenehmen Nebeneffekt gibt es noch: Bei öffentlichen Veranstaltungen und Lustbarkeiten im Freien, z. B.
beim Bolzplatzfest, zeigen die Jagdhornbläser ihr Können und erfreuen das Publikum mit ihren Signalen..