Ortschaft in Ostfriesland, seit 1237
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG
In seinem Aufsatz "Aus alten Kirchenbüchern" wies Dr. Gustav Würtenberg bereits darauf hin, die große Anzahl der
Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle im 18. Jahrhundert, festgestellt von Pastor Leiner, lasse darauf schließen,
daß die Bevölkerungszahl damals erheblich höher war als in späteren Jahrzehnten. Die nachstehenden Zahlen
beweisen das. Einwohner in Eggelingen:
1793
428
1905
413
1821
518
1910
389
1833
505
1919
415
1845
549
1925
403
1848
530
1933
391
1858
528
1939
346
1867
524
1946
501
1871
509
1950
503
1875
483
1956
432
1885
447
1961
437
1895
440
1965
413
Die Volkszählung am 27. Mai 1970 gibt folgendes Bild:
Einwohner: 407
davon männl.: 204
weibl.: 203
davon evang.: 381
kath.: 16
Ausländer: 16 (3 holländ. Familien)
ledig: 204
verheiratet: 180
verwitwet: 23
unter 6 Jahren 55
6 - 15: 73
15 - 18: 23
18 - 21: 15
21 - 30: 38
30 - 45: 80
45 - 60: 60
60 - 65: 16
65 - 75: 32
über 75: 15
Der auffallende Rückgang der Bevölkerungszahl zu Ende des letzten und Anfang dieses Jahrhunderts ist
wahrscheinlich auf die damals auch in unserer Gegend einsetzende Industrialisierung zurückzuführen, die manche
Familie veranlagte, vom Lande in die Stadt zu ziehen. Sicherlich hat auch der Aufbau der Kriegsmarinewerft in
Wilhelmshaven dazu beigetragen.
Ob und inwieweit Familien aus Eggelingen damals nach Amerika ausgewandert sind, um sich dort eine Existenz
aufzubauen, wissen wir nicht. Sicherlich wird die Auswandererzahl nicht so groß gewesen sein, daß sie wesentlichen
Einflug auf die hiesige Einwohnerzahl nahm.
Der plötzliche Anstieg der Einwohnerzahl im Vergleich zwischen 1939 und 1946/1950 war eindeutig zurückzuführen
auf den Zuzug der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den früheren deutschen Ostgebieten. Der anschließende
Rückgang der Bevölkerungszahl war wiederum eine Folge der Umsiedlungsaktion für Vertriebene und Flüchtlinge.
Wir verweisen auf unsere Ausführungen zu diesem Thema in dem Abschnitt "Allgemeine Entwicklung nach dem
zweiten Weltkrieg".
Wegen der höheren Einwohnerzahlen war früher natürlich auch die Anzahl der Sterbefälle erheblich höher als heute.
Unsere diesbezüglichen Nachforschungen hatten folgendes Ergebnis:
Viele der angeführten Krankheitsbezeichnungen sagen kaum etwas darüber aus, was dahinter steckte. Im Gegensatz
zu heute wurden viele Krankheiten nicht richtig erkannt und konnten daher auch nicht erfolgreich behandelt werden,
sofern es damals
überhaupt Mittel zu ihrer Bekämpfung gab. Ursächlich für manche Erkrankung waren möglicherweise auch die
unzulänglichen Wohnverhältnisse in überbelegten Häusern mit feuchten Wänden und naßkalten Räumen mit
unzureichender Beheizung. Hinzu kam sicher oft noch das Unvermögen, eine Krankenbehandlung bezahlen zu
können. Es verwundert daher nicht, daß auffallend viele Menschen schon im Kindesalter, in jungen oder mittleren
Jahren starben. Die Lebenserwartung war erheblich geringer als heute. Die Erreichung des 80. Lebensjahres war
schon eine Seltenheit.
Verbesserungen in der Krankenversorgung ergaben sich sicher schon mit dem Ausbau der Straße nach Wittmund
1887/88, weil jetzt schneller ein Arzt herangezogen werden konnte, und mit der Einführung der Krankenversicherung
im Jahre 1883. Anfang des Jahres 1905 wurde das Kreiskrankenhaus in Wittmund fertig.
Ab jetzt konnten schwere Fälle dort behandelt werden. Schon vor 1914 war der Wittmunder Arzt Dr. Zunker
motorisiert und kam mit seinem "Motorwagen", um hier seine Krankenbesuche zu machen.