Ortschaft in Ostfriesland, seit 1237
DIE FEUERWEHR
Die Freiwillige Feuerwehr Eggelingen wurde im Jahre 1934 gegründet. Die Gemeinde Eggelingen wurde jedoch nicht
alleinige Trägerin der Wehr, sondern sie schloß sich mit der Stadt Wittmund und den Gemeinden Uttel, Blersum,
Willen und Asel zu einem Feuerlöschverband zusammen, der gemeinsam mehrere Feuerwehren unterhielt, darunter
auch die in Eggelingen. Zum Führer der Wehr (so hieß das damals) wurde Hermann Heeren ernannt.
Vor der Gründung der Feuerwehr hatte es hier keine Feuerlöschgeräte gegeben. Als erstes Löschgerät bekam die
Freiwillige Feuerwehr Eggelingen eine Handdruckspritze. Im Einsatz mußte sie von mindestens acht Leuten bedient
werden. Sie hatte eine Förderleistung von 400 Litern in der Minute. Das Gerät wurde zunächst auf der Diele des
Gastwirts Struckmann untergestellt, später auf der Dreschdiele des Landwirts Oltmann Oltmanns; denn eine andere
Unterbringungsmöglichkeit war nicht vorhanden. Die Spritze ruhte auf Rädern, die denen eines Pferdewagens
glichen. Sie konnte nur durch Pferde- oder Menschenkraft fortbewegt werden.
Die Eggelinger übten eifrig mit ihrer Handspritze. Der Dienst war diszipliniert und militärisch streng, insbesondere
wenn Vorgesetzte aus Wittmund oder gar aus Aurich anwesend waren. Wenn die Eggelinger unter sich waren, ging es
gemütlicher zu.
Es blieb jedoch bei den Übungen mit der Handdruckspritze. Ernsthaft zum Einsatz gekommen ist sie nicht.
Nach dem Ausbruch des Krieges war jedoch stärker mit echten Einsätzen zu rechnen. Die hiesige Feuerwehr bekam
daher ihre erste Motorspritze. Es handelte sich um ein gebrauchtes Gerät der Marke Metz. Kurz danach bekam die
Wehr auch ein Zugfahrzeug. Es war ein Pkw der Marke Opel, in welchem nur fünf Personen mitfahren konnten. Die
übrige Mannschaft mußte nötigenfalls auf Fahrrädern nachrücken.
Im Laufe des Krieges kamen harte Einsätze auf die Feuerwehren zu. So wurde die Feuerwehr Eggelingen nach
Luftangriffen auf Wittmundhafen mehrfach im Raum Ardorf zur Brandbekämpfung eingesetzt. Im Oktober 1944 gingen
zahlreiche Spreng- und Brandbomben auch im Bereich der Gemeinde Eggelingen nieder. Dabei brannte der Stall- und
Scheunenteil des Hofes Armland nieder. Bei der Bekämpfung des Brandes wurden hier erstmals auch Frauen
eingesetzt. Sie waren an dem Löschgerät ausgebildet worden, weil ein Teil der Feuerwehrmänntr zur Wehrmacht
eingezogen worden war. Auch der damalige Wehrführer Hermann Heeren war aus kriegsbedingten Gründen nach
Leipzig dienstverpflichtet worden. Seitdem führte der Kaufmann Hero Otten die Wehr. Hermann Heeren kam im
Frühjahr 1945 bei einem Luftangriff in Leipzig ums Leben.
Aus dem Kriege zurückgekehrt, traten dann überwiegend jüngere Männer in die Feuerwehr ein. Der Pkw, der unserer
Wehr als Zugfahrzeug gedient hatte, war gleich nach Kriegsende von der Besatzungsmacht entwendet worden. Der
Anhänger mit der Tragkraftspritze mußte daher wieder von Hand gezogen werden.
Der damalige Gastwirt und frühere Mühlenbesitzer Gerhard Otten, der seinen Motormühlenbetrieb in den dreißiger
Jahren aufgegeben hatte, stellte eine Unterbringungsmöglichkeit für das Löschgerät zur Verfügung, nämlich den
alten Motorraum seiner Mühle. Dieser Raum wurde zur Garage ausgebaut und von der Gemeinde gemietet. Im übrigen
mußte die Wehr noch einige Jahre ohne Zugfahrzeug auskommen.
Als 1952 die Scheune des Hofes Itzhausen durch Blitzschlag in Brand geriet, mußte die Feuerwehr mit einem
geliehenen Lkw ausrücken. Durch den schnellen Einsatz konnte das Hofgebäude gerettet werden. Danach entschloß
sich die Gemeinde 1954, für ihre Wehr ein Zugfahrzeug anzuschaffen. Es handelte sich um einen Lkw der Marke Opel-
Blitz, der zum Mannschaftswagen umgebaut wurde. Unsere Feuerwehr war also wieder motorisiert, was sich günstig
auf den Diensteifer der Wehrmänner auswirkte.
1958 traf die hiesige Wehr ein besonderes Mißgeschick: Ihre Spritze fing Feuer, und sie mußte hilflos zusehen, wie
das Gerät ein Opfer der Flammen wurde. Nachher stellte sich das Mißgeschick jedoch als Glücksfall heraus, denn die
Wehr erhielt durch die Versicherung eine neue Tragkraftspritze der Marke TS 8 Magirus mit VW-Motor.
Die Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Eggelingen nahm schon damals an jedem Schnelligkeitswettkampf teil.
Sie belegte viele gute Plätze, darunter auch einen ersten. Scherzhaft, aber auch mit Respekt, hieß es damals oft, die
Eggelinger kämen mit ihrem "Gemüsewagen". Das war eine Anspielung auf den umgebauten Lkw, der der hiesigen
Wehr viele Jahre gute Dienste leistete.
Wehrführer Hero Otten hatte bereits 1947 aus Altersgründen sein Amt zur Verfügung gestellt. Statt seiner wurde
Richard Henkel, der Schwiegersohn des ersten Wehrführers Hermann Heeren, zum Gemeindebrandmeister gewählt.
Der Wiederaufbau der Wehr, ihre Weiterentwicklung nach dem Kriege und ihre oft erfolgreiche Teilnahme an den
Schnelligkeitswettbewerben anläßlich der Kreisfeuerwehrtage war weitgehend das Verdienst von Richard Henkel und
seinem Stellvertreter Rudolf Garrels.
Die provisorische Garage in dem früheren Motorraum auf Ottens Grundstück war inzwischen schon
reparaturbedürftig geworden. Der Rat des Feuerlöschverbandes entschloß sich daher, in Eggelingen ein neues
Feuerwehrhaus zu bauen. Das geschah 1961. Die Kosten dafür beliefen sich auf ungefähr 40.000 DM. Jetzt konnten
endlich die Fahrzeuge und Geräte zufriedenstellend untergebracht werden. Ein besonderer Fortschritt besteht darin,
daß sich in dem neuen Feuerwehrhaus ein Aufenthaltsund Unterrichtsraum befindet, so daß eine bessere
theoretische Ausbildung seitdem möglich ist. Zudem erhielt die Wehr von der Wehr Wittmund ein gebrauchtes
Fahrzeug LF 8, Baujahr 1943. Damit besaß sie erstmals ein Spezialfahrzeug. Der "Gemüsewagen" hatte ausgedient.
Die Brandalarmierung erfolgte bis 1960 noch durch Glockengeläut und Brandhörner. 1961 erhielt die Gemeinde
Eggelingen zwei Luftschutzsirenen, von denen eine für die Brandalarmierung eingesetzt werden konnte.
Nach mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit stellte Richard Henkel aus persönlichen Gründen sein Amt als
Gemeindebrandmeister 1968 zur Verfügung. Wegen seiner Verdienste um die freiwillige Feuerwehr Eggelingen wurde
er zum Ehrengemeindebrandmeister ernannt.
Zum neuen Brandmeister wurde der langjährige Maschinist Eduard Ahrends gewählt. Sein Stellvertreter blieb Rudolf
Garrels. Unter deren Führung blieb die Wehr weiterhin sehr aktiv. Sie erfreute sich einer guten Dienstbeteiligung.
1970 erhielt sie ihr erstes neues Fahrzeug (LF 8) mit Frontpumpe. Auf diese neue Errungenschaft war die Wehr sehr
stolz. Um das teure Schlauchmaterial besser warten zu können, wurde 1972 im Feuerwehrhaus eine Zentralheizung
installiert.
1971 wurde durch die Gemeindereform der Feuerlöschverband aufgelöst, weil alle beteiligten Gemeinden der Stadt
Wittmund angegliedert wurden. Für die Ortswehren war die Reform nicht zum Nachteil. Die Freiwillige Feuerwehr
Eggelingen war nun eine der sieben Ortswehren der neuen (größeren) Stadt Wittmund. Der bisherige
Gemeindebrandmeister erhielt die Bezeichnung Ortsbrandmeister.
Der langjährige Bürgermeister der aufgelösten Gemeinde Eggelingen, Oltmann Oltmanns, hatte sich stets für die
Belange der Feuerwehr eingesetzt. Bei der Jahreshauptversammlung 1971 wurde er daher zum Ehrenmitglied der
hiesigen Feuerwehr gewählt.
Noch zur Zeit Richard Henkels war die Wasserversorgung verbessert worden durch Hydranten der 1964 verlegten
Wasserleitung. Vorher war die Feuerwehr ausschließlich auf Feuerlöschteiche angewiesen gewesen. Während der
Amtszeit Eduard Ahrends' wurde die Löschwasserversorgung durch den Bau mehrerer Bohrbrunnen zusätzlich
verbessert.
Durch besondere Initiative erreichte Ortsbrandmeister Ahrends, daß 1982 das Feuerwehrhaus erheblich vergrößert
wurde. Die Kosten beliefen sich auf ca. 90.000 DM. Davon brachten die Feuerwehrleute durch Eigenleistungen am
Bau 30.000 DM auf. Im Februar 1983 konnte der Erweiterungsbau eingeweiht werden.
Im Jahre 1986 schied Eduard Ahrends wegen Erreichens der Altersgrenze aus seinem Amt als Ortsbrandmeister aus.
Seine Verdienste um die Feuerwehr wurden gewürdigt durch seine Ernennung zum Ehrenortsbrandmeister.
Zum neuen Ortsbrandmeister wurde einstimmig Heinz Oltmanns gewählt. Stellvertretender Ortsbrandmeister blieb
Johann Martens, der dieses Amt bereits einige Jahre innehatte.
"Neue Besen kehren gut", heißt ein altes Sprichwort. Das trifft sicher auch zu, wenn die Führung einer Feuerwehr
wechselt. Vieles, was sich in der Vergangenheit im Dienst- und Ausbildungsbetrieb bewährt hatte, wurde beibehalten.
Aber es ist gut und normal, daß neue Führungskräfte auch neue Ideen mitbringen und verwirklichen wollen.
Jedenfalls hat die hiesige Feuerwehr auch unter der neuen Führung ihre Aufgaben fest im Griff.
Nun hat die Freiwillige Feuerwehr Eggelingen in all den Jahren ihres Bestehens nicht nur geübt, sondern es hat auch
eine Reihe ernsthafter Einsätze gegeben. Von den Einsätzen während des Krieges haben wir schon gesprochen. Auch
den Brand des Hofes Itzhausen 1952 haben wir erwähnt. Unvergessen sind die Einsätze bei zwei Großbränden in
Wittmund, wobei das Hotel "Ostfriesischer Hof" und später ein Lagerschuppen auf dem Grundstück der Firma
Siebels in Wittmund ein Raub der Flammen wurden. 1975 gab es einen weiteren Großeinsatz in Eggelingen, als durch
Heuselbstentzündung der Stallteil des Hofes von Martin Reents in Flammen aufging, das Wohnhaus aber gerettet
werden konnte. Zwischendurch gab es immer wieder kleinere Einsätze bei Schornsteinbränden oder wenn Heu
ausgefahren werden mußte, weil es sich entzünden wollte. Unzählige Heumessungen und Hilfeleistungen aller Art
sind an der Tagesordnung.
Bei allem Ernst sind Spaß und Vergnügen jedoch nie zu kurz gekommen. Viele ältere Mitbürger erinnern sich noch
gern an die Feuerwehrbälle mit Theatervorführungen in Ottens Gastwirtschaft in den Nachkriegsjahren. Oft wurde in
einem Winterhalbjahr zweimal gefeiert, einmal von der Feuerwehr und einmal vom damals noch bestehenden
Handwerkerverein. Später wurden auch die Feuerwehrbälle im Festzelt gefeiert, z. B. 1959 anläßlich des
fünfundzwanzigjährigen, 1974 anläßlich des vierzigjährigen und 1984 zum fünfzigjährigen Bestehen unserer Wehr.
Und fast immer waren Abordnungen befreundeter Nachbarwehren zugegen, insbesondere die Kameraden aus
Wittmund. Das gute Verhältnis zum Boßelverein und die gemeinsamen Wintervergnügen haben wir schon erwähnt,
und da die Feuerwehrleute selbst gerne Boßeln und durchweg ohnehin Mitglieder des Boßelvereins sind, sind sie oft
auf der Straße und messen im Boßelsport ihre Kräfte mit anderen Wehren. Die Feuerwehr ist daher nicht nur eine
notwendige und nützliche Einrichtung, sondern sie prägt weitgehend das gesellschaftliche Leben in unserem Ort mit.